Mundgesundheit und chronische Erkrankungen
Mundgesundheit im Zusammenhang mit Allgemeinerkrankungen
Gesunde Zähne sind wichtig für das allgemeine Wohlbefinden Ihres Kindes!
Karies und deren Folgen können Schmerzen und eine reduzierte Nahrungsaufnahme bedingen, was zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes führen kann.
Gerade bei Kindern mit Allgemeinerkrankungen können folgende Problematiken erkannt werden:
Hohe verhaltensbedinge Risiken (Zähneputzen ist durch den Klinikaufenthalt, Schmerzen in der Mundhöhle etc. eingeschränkt)
Hohe ernährungsbedingte Risiken (süße Nahrung gegen Gewichtsverlust, Säfte zur Medikamenteneinnahme)
Während der Krankheitsphase besteht kein Zugang zu Gruppen- oder Individualprophylaxe
Zahnmedizinische Behandlungen müssen im Akutfall (Schmerzen) oder als kurzfristige Maßnahme vor einem medizinischen Eingriff durchgeführt werden.
Achten Sie deshalb auf eine gute Mundhygiene und nehmen Sie regelmäßig die Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt wahr!
Herzerkrankungen
Bei verschiedenen angeborenen Herzfehlern oder infolge der dadurch bedingten Therapien (Herzklappenersatz, Transplantationen...) ist das Risiko für eine Endokarditis erhöht. Endokarditis ist eine Entzündung der Herzinnenhaut.
Durch zahnärztliche Eingriffe, aber auch einer Entzündung des Zahnnervs aufgrund einer tiefen kariösen Läsion können Bakterien über die Blutbahn zum Herzen transportiert werden und zu einer solchen Endokarditis führen.
Dies kann schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen.
Zur Prävention gibt man vor entsprechenden zahnärztlichen Eingriffen eine Antibiotikaprophylaxe.
Um Ihrem Kind das Risiko einer Endokarditis sowie von Infektionen und Schmerzen in der Mundhöhle und einer langwierigen zahnärztlichen Therapie zu ersparen, ist es besonders bei Kindern mit Herzerkrankungen wichtig auf die Zähne und die Mundhygiene zu achten!
Wir freuen uns sehr neben dem Projekt Zahnputzperle für Kinder in Kinderkliniken, auch das Projekt Zahnherzen, speziell für die Bedürfnisse von herzkranken Kindern und ihren Familien, anbieten zu können.
Weitere wichtige Informationen zu Mundgesundheit bei Herzerkrankungen hören Sie auch in dem Podcast "imPULS" der Deutschen Herzstiftung mit Dr. Nelly Schulz-Weidner (Oberärztin am Universitätsklinikum Gießen-Marburg) und Dr. Kerstin Aurin (1. Vereinsvorsitzende Zahnputzfuchs e.V.) und in dem Sonderdruck "Herzfehler und Mundgesundheit" der Zeitschrift Herzblatt der Deutschen Herzstiftung.
Übrigens, wussten Sie...
...ob Impfung oder Blutabnahme – wenn Kinder eine Spritze sehen, bricht oft Panik aus, vor allem bei herzkranken Kindern, die schon oft schmerzhafte Prozeduren ertragen mussten, ohne deren Sinn verstehen zu können. Forscher der Universität in Chapel Hill, North Carolina zeigen, dass eine elektrische Zahnbürste als kostengünstige Vibrationsanästhetika funktioniert. Werden Nervenfasern durch andere Reize überstimuliert, kommen sie erst gar nicht auf die Idee, Schmerzen ans Gehirn zu leiten. Die Forscher empfehlen, dem Kind die Zahnbüste vorher zeigen, vielleicht einen Witz darüber machen, dass wir ja eigentlich damit die Zähne putzen. Dann einen Einweghandschuh drüberziehen, die Bürste anschalten und die Borstenseite genau über oder neben die Stelle halten, an der die Kanüle eindringen soll – und zwar so lange, bis der Eingriff abgeschlossen ist.
Mehr Info: https://bvhk.de/informationen/leben-mit-herzfehler/babys-und-kleinkinder/
Falls Sie sich mit weiteren Familien vernetzen, Erfahrungen bezüglich herzkranker Kinder austauschen, oder mehr über diese Allgemeinerkrankung lernen wollen: besuchen Sie die Seite des Bundesverbands Herzkranker Kinder.
Onkologische Erkrankungen
Kinder mit onkologischen Erkrankungen haben durch die oben genannten Faktoren ein höheres Risiko für Karies und infolgedessen auch für Infektionen in der Mundhöhle. Da diese und die damit verbundenen Schmerzen möglicherweise die onkologische Therapie beeinflussen können, ist es bei diesen Kindern besonders wichtig auf die Zähne und eine gute Mundhygiene zu achten!
Mukositis
Gerade bei Mukositis (Entzündung der Mundschleimhaut), welche eine mögliche Nebenwirkung von Chemotherapie darstellt, ist es schwierig die Mundhygiene durchzuführen.
Verwenden Sie weiche Zahnbürsten und möglichst mentholfreie Zahnpasta (z.Bsp. Elmex mentholfrei).
Als Alternative zu Elmex Gelée kann Sensodyne pro Schmelz Gelée empfohlen werden.
Sprechen Sie dies mit den behandelten Kinder- und Zahnärzten ab.
Bei einer schweren Mukositis sind entzündungshemmende und gegebenenfalls anästhesierende Mundspüllösungen empfehlenswert.
Falls das Zähneputzen nicht mehr möglich ist, sollte viel mit Wasser gespült werden und die Mundhygiene bei Besserung sofort fortgesetzt werden.
Strahlentherapie
Bei Strahlentherapie im Kopf- und Halsbereich kommt es häufig zu verringertem Speichelfluss und somit zu einem höhere Kariesrisiko.
Um den Speichelfluss anzuregen, ist das regelmäßige Kauen von zuckerfreiem Kaugummi empfehlenswert. Gegebenenfalls ist die Anfertigung einer Fluoridierungsschiene erforderlich- fragen Sie den behandelnden Zahnarzt.
Blutung beim Zähneputzen
Durch Mukositis, aber auch in Folge einer Aplasie (Mangel an Blutzellen und Blutplättchen), kann es während Chemotherapie häufig zu Zahnfleischbluten kommen.
Um dies so gering wie möglich zu halten, ist eine sehr gute Mundhygiene vor der Aplasiephase erforderlich, da nicht entfernte Plaque (Zahnbelag aus Nahrungsresten und Bakterien auf den Zähnen) zusätzlich zu einer Zahnfleischentzündung und damit einer Blutungsneigung des Zahnfleisches führen kann.
putzen Sie trotz Blutung weiterhin vorsichtig die Zähne!
Kennen Sie das Konzept der Mutperlen in der Kinderkrebs Therapie? Der Zahnputzfuchs e.V. setzt sich für ein Verteilen von Zahnputzperlen ein. Lesen Sie mehr dazu hier --> Zahnputzperle
Das Wichtigste auf einem Blick:
Erstellt für das "Wir"-Magazin 1/2023
Nierenerkrankungen
Bei Kindern mit Nierenerkrankungen gibt es mögliche Besonderheiten bei der Mundhygiene und zahnärztlichen Prophylaxe.
Zum Beispiel ist bei schwerer Niereninsuffizienz die Ausscheidung bestimmter Stoffe eingeschränkt und diese können sich im Körper anreichern
Sprechen Sie deshalb vor Anwendung von hochfluoridhaltigen Gelées und Lacken mit Ihrem Kinder- und Zahnarzt.
Gerade bei Nieren- oder Lebertransplantationen stellen Entzündungen durch die medikamentös induzierte Immunschwäche ein Risiko dar.
Deshalb sind eine optimale Mundhygiene und gesunde Zähne unerlässlich!
Bei Dialysepatienten kann es zu vermehrter Zahnsteinbildung kommen, dieser sollte regelmäßig professionell durch den Zahnarzt entfernt werden.
Neurologische Erkrankungen
Bei Kindern mit neurologischen Erkrankungen kann sich in manchen Fällen die tägliche Mundhygiene schwierig gestalten.
bei Schluckstörungen sollte das Kind bei der täglichen Mundhygiene aufrecht sitzen und überschüssige Flüssigkeit und Zahnpasta im Mund durch einen Waschlappen entfernt werden. Wenn das Kind den und nicht geöffnet halten kann, sollte ein Beißkeil, Waschlappen oder ein Zahnbürstengriff zwischen die Zähne gelegt werden. Dabei ist die Verletzungsgefahr der Lippen durch Bissverletzungen zu beachten.
Üben Sie das Putzen am Besten in der Zahnarztpraxis mit dem zahnärztlichen Personal.
Seltene Erkrankungen
Bei seltenen Erkrankungen können auch die Zähne Auffälligkeiten aufweisen.
Dabei kann es zu Formveränderungen der Zähne, Veränderung der Zahnanzahl oder Veränderung der Zahnstruktur kommen. Damit Ihr Kind gut versorgt ist, stellen Sie es so früh wie möglich bei einem Zahnarzt vor. Dort können Auffälligkeiten frühzeitig erkannt und ein Therapiekonzept erstellt werden. In manchen Fällen kann der zahnärztliche Befund ein wichtiger Schritt bei der Diagnosestellung der Allgemeinerkrankung sein.